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Die Sixtinische Kapelle

Die Sixtinische Kapelle

Die Sixtinische Kapelle befindet sich im Apostolischen Palast, der offiziellen Residenz des Papstes und damit des Oberhaupts der katholischen Kirche. Ursprünglich stand an derselben Stelle die Cappella Magna (Magna-Kapelle) aus dem 12. Jahrhundert, die jedoch mit der Zeit zerfiel und schließlich abgerissen werden musste.

Eine Rekonstruktion, wie die Sixtinische Kapelle zur Zeit Michelangelos von außen ausgesehen haben könnte

Eine Rekonstruktion, wie die Sixtinische Kapelle zur Zeit Michelangelos von außen ausgesehen haben könnte

Von der Cappella Magna zur Sixtinischen Kapelle

Zwischen 1477 und 1483 ließ Papst Sixtus IV. die alte Cappella Magna abreißen und beauftragte den Architekten Baccio Pontelli, an derselben Stelle eine neue Kapelle zu errichten. Der Name „Sixtinische Kapelle“ geht folglich auf Papst Sixtus IV. zurück. In ihrer Bauweise orientierte sie sich am Tempel Salomos in Jerusalem, weshalb die Kapelle trotz ihrer beeindruckenden Fresken mit einer Länge von rund 40 Metern und einer Höhe von etwa 20 Metern eher klein erscheint.

Bedeutung und Nutzung der Sixtinischen Kapelle

Die Sixtinische Kapelle dient nicht nur als Ort der Anbetung für den Papst und seinen päpstlichen Haushalt, sondern ist auch zentral für das Konklave – die Papstwahl. Hier versammeln sich die Kardinäle, um den neuen Papst zu wählen. Dabei werden die Stimmzettel in einem speziellen Ofen verbrannt:

  • Schwarzer Rauch bedeutet: Kein Papst wurde gewählt.
  • Weißer Rauch bedeutet: Ein neuer Papst ist gewählt.

Der erste Papst, der 1492 in der Sixtinischen Kapelle gewählt wurde, war Papst Borgia. Sobald der neue Papst feststeht, betritt er die sogenannte Kammer der Tränen durch die Tür links unter dem Fresko des Jüngsten Gerichts. Vom Balkon des Petersdoms aus verkündet ein Kardinal mit den berühmten Worten Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus Papam die frohe Botschaft. Anschließend richtet der neu gewählte Papst eine kurze Ansprache an die Gläubigen.

Konklave

Die wichtigste Verwendung der Sixtinischen Kapelle besteht darin, das Konklave des Konklaves, genannt Konklave, für die Wahl des Papstes zu beherbergen.

Die Fresken der Sixtinischen Kapelle

Michelangelos Arbeiten an der Decke und am Altar der Sixtinischen Kapelle zählen zu den größten Meisterleistungen der Kunstgeschichte. Die Wände der Kapelle unterteilen sich in drei Bereiche. Auf der unteren Ebene befinden sich sogenannte Vorhangfresken, darüber folgen Fresken zur Geschichte von Moses und Szenen aus dem Leben von Jesus. Über diesen wiederum sieht man Fresken der Päpste, die vor dem Bau der Sixtinischen Kapelle im Amt waren. Einst war die Decke in schlichtem Blau mit goldenen Sternen gehalten, um den Himmel darzustellen.

Blick auf die Sixtinische Kapelle von der Kuppel des Petersdoms aus

Blick auf die Sixtinische Kapelle von der Kuppel des Petersdoms aus

Michelangelos Deckenfresken (1508–1512)

Papst Julius II. beauftragte 1508 den Bildhauer Michelangelo Buonarotti (auch Buonarroti geschrieben) mit der Neugestaltung der Decke. Ursprünglich sollten die zwölf Apostel dargestellt werden, doch Michelangelo schlug dem Papst Szenen aus der Bibel vor. So malte er unter anderem:

  • Erschaffung von Adam und Eva,
  • Vertreibung aus dem Garten Eden,
  • Sintflut,
  • Trennung von Erde und Wasser,
  • Trennung von Sonne und Mond.

Michelangelo fertigte zunächst Skizzen in Originalgröße auf dickem Papier an, die er an die Decke klebte. Danach malte er im sogenannten Fresko-Stil (von italienisch „fresco“ = „frisch“), der ein zügiges Auftragen der Farbe auf nassem Putz erfordert. Bereits das Fresko „Die Erschaffung Adams“ soll er in nur neun Tagen angefertigt haben. Michelangelo arbeitete vier Jahre lang nahezu allein an der Decke (1508–1512), da es immer wieder zu Spannungen zwischen ihm und seinen Helfern kam. Seine jahrelange Arbeit im gebückten Zustand führte später zu schweren Nacken- und Rückenschmerzen.

Die Decke der Sixtinischen Kapelle

Die Decke der Sixtinischen Kapelle

Die Decke der Sixtinischen Kapelle

Die Decke der Sixtinischen Kapelle

Porträt von Papst Julius II. von Raffael

Porträt von Papst Julius II. von Raffael

Michelangelo Buonarroti (1475–1564)

Michelangelo Buonarroti (1475–1564)

Die Erschaffung Adams - Sixtinische Kapelle

Die Erschaffung Adams – Sixtinische Kapelle.

Die Sixtinische Kapelle, Vatikanstadt. Bildnachweis - Snowdog bei der italienischen Wikipedia.

Die Sixtinische Kapelle, Vatikanstadt. Bildnachweis – Photo: Snowdog bei der italienischen Wikipedia.

Das Jüngste Gericht (1536–1541)

Mit 36 Jahren hatte Michelangelo die Deckenarbeiten abgeschlossen – doch es sollte nicht sein letztes Werk in der Kapelle bleiben. 25 Jahre später, mittlerweile 61-jährig, erhielt er vom damaligen Papst Clemens VII. den Auftrag, den Altarraum mit der monumentalen Szene des Jüngsten Gerichts zu gestalten. Das Fresko zeigt Jesus bei seiner Wiederkunft, wie er entscheidet, wer in den Himmel und wer in die Hölle kommt. Michelangelo benötigte für diese Arbeit weitere fünf Jahre.

Auffällig ist, dass fast alle der Hunderte Figuren im Jüngsten Gericht nackt und außerordentlich muskulös dargestellt sind – selbst weibliche Figuren. Michelangelo folgte dabei dem Vorbild antiker Skulpturen, insbesondere des Belvedere Torsos, einem Meisterwerk aus der griechisch-römischen Antike. Er interessierte sich wie Leonardo da Vinci intensiv für Anatomie und studierte sogar Leichname von Verbrechern, um die menschliche Muskulatur perfekt wiederzugeben.

Anfangs duldete die Kirche die nackten Figuren, doch ein Jahr nach Michelangelos Tod wurde 1565 ein Gesetz erlassen, das Nacktheit religiöser Figuren verbot. Auf Befehl von Papst Paul IV. wurden viele Figuren mit Lendenschurzen und Tüchern zensiert. Trotz zahlreicher beteiligter Architekten und Maler bleibt die Sixtinische Kapelle größtenteils Michelangelos Werk.

Das Jüngste Gericht - Die Sixtinische Kapelle

Das Jüngste Gericht – Die Sixtinische Kapelle.

Michelangelo allein malte die Decke der Sixtinischen Kapelle in 4 Jahren (1508-1512).

Michelangelo allein malte die Decke der Sixtinischen Kapelle in 4 Jahren (1508-1512).

Die Sixtinische Kapelle in der Neuzeit

Über die Jahrhunderte wurde die Kapelle – insbesondere durch den Rauch beim Konklave – stark verschmutzt. Die Farben verloren mit der Zeit an Leuchtkraft. Eine umfassende Restaurierung, die 1980 begann, brachte jedoch Michelangelos strahlende Farben wieder zum Vorschein. Nach der umfangreichen Reinigung und Entfernung späterer Veränderungen konnte die Kapelle im Jahr 2000 neu eröffnet werden. Seitdem sind die ursprünglichen Farben und Figuren in ihrer ganzen Pracht zu bewundern.

Besuch der Sixtinischen Kapelle

Um die Sixtinische Kapelle zu besuchen, genügt es, ein Ticket für die Vatikanischen Museen zu erwerben oder an einer Vatikan-Tour teilzunehmen. Man folgt einfach der linearen Führung durch die Museen, die schließlich in die Kapelle mündet. Plant am besten einen ganzen Tag ein, um sowohl die Museen als auch die Kapelle in Ruhe zu erkunden. Beim Betreten der Sixtinischen Kapelle ist die Vatikanische Kleiderordnung zu beachten (bedeckte Schultern und Knie). Außerdem ist es ratsam, von Fotoaufnahmen Abstand zu nehmen, um Konflikte mit dem Aufsichtspersonal zu vermeiden.

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