Papst Franziskus hat am 11. Februar 2025 eine richtungsweisende Entscheidung getroffen, um den finanziellen Rückhalt für die karitativen und missionarischen Aufgaben des Heiligen Stuhls zu stärken. Mit einem besonderen Schreiben (einem Chirograph) rief er die neue „Commissio de donationibus pro Sancta Sede“ ins Leben, eine Kommission, deren Hauptanliegen die Förderung von Spenden ist. Angesichts der immer dringlicher werdenden humanitären und seelsorgerischen Herausforderungen weltweit soll diese Kommission sicherstellen, dass die finanzielle Basis für kirchliche Hilfsprojekte und Missionen weiter gefestigt wird.

Papst Franziskus
Historischer Hintergrund und Bedeutung
Bereits in früheren Jahrhunderten spielten die großzügigen Beiträge von Gläubigen eine entscheidende Rolle für die Arbeit der Päpste. Schon im Frühmittelalter unterstützten Pilger und Kirchengemeinden wichtige Projekte in Rom, die sozialen wie auch spirituellen Zwecken gewidmet waren. Diese jahrhundertealte Tradition bildet den Grundstein für die neue Kommission, die in unserer heutigen Zeit mehr denn je benötigt wird. Denn die globale Kirche sieht sich ständig neuen Herausforderungen ausgesetzt: Von humanitären Krisen über Bildungsaufgaben bis hin zu seelsorgerischen Angeboten. Die Solidarität der Gläubigen – ob Einzelpersonen, Familien, Pfarreien oder ganze Bischofskonferenzen – wirkt dabei wie ein stabilisierendes Netz. Genau an diesem Netz möchte die neue Kommission weiterknüpfen und es ausbauen, um mehr Menschen zu erreichen und ihnen eine konkrete Möglichkeit zum Helfen zu bieten.
Aufgaben und Ziele der Kommission
Gezielte Spendenkampagnen: Die Kernaufgabe der Kommission liegt in der Konzeption und Durchführung von Spendenkampagnen, die sich an Gläubige, kirchliche Institutionen und potenzielle Förderer richten. Diese Kampagnen sollen betonen, wie wichtig Spenden und andere Formen der finanziellen Unterstützung sind, damit der Heilige Stuhl seine vielfältigen missionarischen, sozialen und kulturellen Projekte weltweit umsetzen kann.
Finanzierung konkreter Projekte: Darüber hinaus wird sich die Kommission um die zielgerichtete Finanzierung einzelner Projekte kümmern. Diese Vorhaben können von Einrichtungen der Römischen Kurie, dem Governatorat der Vatikanstadt oder anderen vatikanischen Stellen vorgeschlagen werden. Dadurch stellt man sicher, dass Hilfsprojekte mit hoher Relevanz zeitnah umgesetzt werden können und nicht an bürokratischen oder finanziellen Hürden scheitern.
Wahrung der Unabhängigkeit: Ein wesentliches Prinzip der neuen Kommission ist die Wahrung der Unabhängigkeit jeder kurialen Einrichtung. Schon Papst Pius IX. im 19. Jahrhundert betonte, dass die organisatorischen Kompetenzen einzelner Institutionen strikt zu trennen seien, um Effizienz und Transparenz zu wahren. Die neue Kommission führt diese Linie fort, indem sie bei sämtlichen Finanzierungsprozessen den jeweiligen Rechtsrahmen berücksichtigt und Entscheidungsbefugnisse klar definiert.
Leitung und Zusammensetzung
Das Gremium besteht derzeit aus fünf Mitgliedern, mit der Option, auf bis zu sechs Personen erweitert zu werden. An der Spitze steht Monsignore Roberto Campisi, Assessor für Allgemeine Angelegenheiten im Staatssekretariat. Zu ihm gesellen sich:
- Erzbischof Flavio Pace (Sekretär des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen)
- Schwester Alessandra Smerilli (Sekretärin des Dikasteriums zur Förderung der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung)
- Schwester Silvana Piro (Untersekretärin der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls)
- Giuseppe Puglisi-Alibrandi, Jurist und Vize-Generalsekretär des Governatorats der Vatikanstadt
Dieses Expertenteam vereint theologisches Fachwissen, wirtschaftliche Kompetenz und organisatorisches Geschick. Durch diese Vielfalt soll die Kommission in der Lage sein, sowohl spirituelle als auch administrative und kommunikative Herausforderungen effektiv zu meistern und optimal auf die Bedürfnisse der weltweiten Kirche zu reagieren.
Koordination bestehender und neuer Initiativen
Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit ist die Abstimmung bereits bestehender Fundraising-Aktivitäten, seien sie formell oder informell. Zu den bekannten Beispielen zählen:
- Beiträge gemäß Canon 1271
- Die „Peterspfennig“-Kampagne, die traditionell am Hochfest der Apostel Petrus und Paulus stattfindet
Um eine einheitliche Strategie zu entwickeln, übernimmt die Kommission eine koordinierende und unterstützende Rolle. Zugleich bleibt Raum für die jeweilige Identität und Besonderheiten jeder Kampagne. So können Spender und Interessierte schnell erkennen, wie und in welchem Umfang ihre Zuwendungen eingesetzt werden.
Bewusstsein schaffen und Projekte priorisieren
Aufklärung und Sensibilisierung
Um die Wirkung von Spenden zu erhöhen, plant die Kommission jedes Jahr konkrete Fundraising- und Sensibilisierungskampagnen. Dazu gehören etwa:
- Digitale Aktionen (Social-Media-Kampagnen, Online-Petitionen)
- Lokale Events in den Diözesen und Pfarreien
- Internationale Benefizveranstaltungen und Konferenzen
Dadurch soll das Bewusstsein für die laufenden Hilfsprojekte des Heiligen Stuhls geschärft und ein persönlicher Bezug zur Spendentätigkeit geschaffen werden.
Auswahl und Priorisierung von Projekten
Doch wie entscheidet man, welche Projekte in den Genuss finanzieller Mittel kommen? Zunächst führt die Kommission eine eingehende Bewertung potenzieller Vorhaben durch. Danach wird eine Prioritätenliste erstellt, um sicherzustellen, dass die wichtigsten und dringlichsten Projekte zuerst berücksichtigt werden. Sollten in einem Jahr keine oder wenige Anträge eingehen, werden Reservemittel gesammelt, damit künftige Initiativen schnell und unbürokratisch unterstützt werden können.
Drei Monate bis zur Umsetzung
Innerhalb von drei Monaten soll ein detaillierter Plan für die praktische Umsetzung dieser ambitionierten Vorhaben vorliegen. In diesem Umsetzungsplan werden die internen Strukturen, die Verteilung der Aufgaben und die Kommunikationswege festgelegt. Ziel ist es, möglichst bald eine breite Unterstützung zu mobilisieren, um die karitativen und missionarischen Anliegen des Heiligen Stuhls voranzubringen.
Diese neue Spendenkommission knüpft an die lange Tradition kirchlicher Solidarität an und führt sie in die Zukunft. Angesichts globaler Herausforderungen und steigender Bedürfnisse in allen Teilen der Welt ist es nur folgerichtig, die Ressourcen der Kirche besser zu bündeln und eine transparente, koordinierte Spendenstrategie zu entwickeln. Die Geschichte zeigt, dass gemeinschaftliches Handeln schon immer große Veränderungen bewirken konnte. Die neue Kommission möchte genau dies fortführen und ausbauen – um den Schwächsten noch effektiver zu helfen und die globale Mission des Heiligen Stuhls weiter zu stärken.
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